Mahamuni-Pagode | Der Erhabene Weise

das religiöse Zentrum Mandalays

Die Mahamuni-Pagode gilt als religiöses Zentrum Mandalays. Dementsprechend zieht die Mahamuni-Statue als meistverehrte Figur Myanmars jährlich tausende Pilger nach Mandalay. Der »Erhabene Weise«, wie Mahamuni ins Deutsche übersetzt heißt, macht die Pagode neben der Shwedagon-Pagode in Yangon und dem Goldenen Felsen von Kyaiktiyo zu den Hauptpilgerzielen des buddhistischen Landes. Wen wundert es da, dass aus allen vier Himmelsrichtungen lange, überdachte Basar-Passagen – mit jedoch wirklich netten Läden und auch ansehnlichen Andenken und Devotionalien – zum Heiligtum führen?

Einst soll der König der »Leuchtenden Sonne«, Chandra Surya in Sanskrit, vom Erleuchteten selbst über die Vier Wahrheiten belehrt worden sein. Der König war so beeindruckt, dass er ein Abbild Buddhas anfertigen wollte, welches die Menschen ehren sollten. Buddha war einverstanden und setzte sich eine Woche lang zur Meditation unter einen Bodhi-Baum.

So wurde das Abbild in nur sieben Tagen erschaffen. Buddha war von seiner realitätsgetreuen Darstellung so begeistert, dass er das Kunstwerk »mit seinem spirituellen Wesen belebte«. Der Überlieferung nach handelt es sich um eines von fünf Ebenbildern, die bereits zu Lebzeiten Buddhas gefertigt wurden.

Blattgoldkleben in der Mahamuni-Pagode

Von der 3,80 Meter hohen Bronzefigur ist heute nur noch das Gesicht sichtbar. Mit den Jahren haben unzählige Pilger die Figur bis zur Unförmigkeit mit Blattgold bedeckt. Die Goldschicht soll zwischen 25 und 35 Zentimeter dick sein. Und das Gewicht des aufgeklebten Goldes wird auf mittlerweile mehrere Tonnen geschätzt.

Neben dem Blattgoldkleben werden hier aber auch andere Zeremonien durchgeführt. So waschen Mönche jeden Morgen um fünf Uhr das Gesicht der Statue. Dadurch hat die bronzene Oberfläche ebenfalls einen goldenen Farbton angenommen. Zur Vollendung werden der Buddha-Statue sogar die Zähne geputzt.

Blattgoldkleben ist in der Mahamuni-Pagode reine Männersache

Leider dürfen sich nur Männer der Statue nähern und sie mit Blattgold bekleben. Htet Htet besorgt für jeden der Männer unserer Gruppe solch ein Blättchen. Bei der Sicherheitskontrolle wird schließlich strengstens darauf geachtet, dass sich keine Frau unter die Gläubigen schummelt. Zugleich darf nur an die Buddhastatur herantreten, wer auch nachweislich Gold bei sich trägt. Andernfalls wäre der Andrang wohl noch größer als ohnehin schon. Dann endlich ist es so weit und kann ich meinen Larsi über einen Bildschirm beobachten.

Und wie ich sehe, klebt er das Stück Blattgold wirklich auf, anstatt es sich in die eigene Tasche zu stecken. Wobei das anscheinend gar nicht so einfach ist wie man meint. Denn die Goldblättchen sind hauchdünn, sodass sie sich sofort an die Haut haften, sowie man sie in die Finger nimmt. So werden viele der Blättchen mehr auf die Statue geschmiert als tatsächlich geklebt. Ein spannend anzusehendes Ritual ist es aber dennoch. Und wenn wir Frauen nur als Zaungäste fungieren, so bleibt uns zumindest das Drängeln der Wächter erspart, welche die Blattgoldkleber zur Eile auffordern.

Blattgold von den Goldschlägern

Harte Arbeit in der Blattgoldhämmerei

Von der Blattgoldkleberei in der Mahamuni-Pagode geht es als Nächstes zur Blattgoldhämmerei. Schon von Weitem ist das rhythmische Klopfen der Hammerschläge deutlich zu hören. Vor Ort staunen wir dann, wie viel Kraft und Ausdauer in solch schmächtigen und kleinen Männern steckt. Mit ihren wenigen Muskeln lassen die Goldschläger den drei Kilogramm schweren Hammer zielsicher auf das eng geschichtete und in Hirschleder verpackte Gold aufprallen.

Mit einer traditionellen Wasseruhr werden die einzelnen Arbeitsgänge gemessen: Eine in einem Eimer schwimmende Kokosnussschale füllt sich durch ein kleines Loch langsam mit Wasser. Sobald sie schwer genug ist und auf den Boden des sinkt, ist die Zeit reif für eine kurze Pause. Wir mögen gar nicht dran denken, wie sehnsüchtig wir bei einer solch harten Arbeit auf die Schale blicken würden. Wahrscheinlich wären in dem Moment, wo sie dann endlich sinkt, derart hypnotisiert, dass wir es gar nicht mitbekämen.

6,5 Stunden braucht es für ein hauchdünnes Plättchen

6,5 Stunden dauert die Prozedur, bis ein 24-karätiges, hauchdünnes Goldplättchen zwischen dem Hirschleder schlummert. Wer nun denkt, das Blattgold verschafft nur den Männern Arbeit, der täuscht sich.

Frauen stellen das nötige Bambuspapier in sehr aufwendiger Arbeit her. Nachdem das Papier kompliziert geschöpft wurde, hämmern es die Arbeiterinnen im dunklen Keller auf Messingplatten, bis es durchsichtig wird.

Verglichen damit haben es die Frauen leicht, die im windgeschützten Verkaufsraum die typischen, kleinen Heftchen für die Kunden richten. An ihnen liegt es auch, auf möglichst wenig Verschnitt zu achten. Aber ganz gleich, welchen Arbeitsschritt die Menschen hier verrichten

– ob das Verpacken der Ware oder der Knochenjob der Goldschläger – die Arbeit ist begehrt. Immerhin handelt es sich um ein im Buddhismus heiliges Handwerk. Neben dem guten Einkommen erhoffen sich die Männer und Frauen, unbezahlbare Verdienste für ihr nächstes Leben erarbeiten zu können.

Thanaka-Paste

Das birmanische Make-up schlechthin

Bei den Goldschlägern streicht uns Htet Htet die typische Thanaka-Paste ins Gesicht. Jeder in Myanmar trägt diese gelbe Paste im Gesicht. Es gilt als Heilmittel, Schönheitsmittel und Sonnenschutz. Nebenbei wird das birmanische Make-up zur Kühlung, etwa bei Sonnenbrand oder einem Insektenstich aufgetragen. So wundert es nicht, dass neben den Frauen auch Kinder und Männer unabhängig ihres Alters das birmanische Make-up nutzen.

für die Herstellung wird die Rinde des Thanaka-Baumes mit Wasser auf einem Bimsstein gerieben, bis die gewünschte Paste entsteht. Das war eigentlich schon alles! Leider aber reagieren einige Frauen unserer Gruppe allergisch auf die natürlichen Wirkstoffe. Wir Europäer sind durch die viele, bei uns angewendete Chemie wohl inzwischen übersensibel gegenüber unbehandelten Naturprodukten.

Video zur Herstellung von Blattgold in Mandalay | Myanmar

Eindrücke von der Herstellung von Blattgold in Mandalay, eines der schwersten Handwerke überhaupt. Aufnahmen der Weiterverarbeitung zu Blattgold-Spendenheftchen.

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